Veranstaltung: | BuFaK WiWi Magdeburg |
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Tagesordnungspunkt: | 4. Bestehende Positionspapiere |
Antragsteller*in: | BuFaK Rat |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 06.09.2025, 12:18 |
A6: Förderung von Wissenschaftlichkeit im Studium
Antragstext
Die BuFaK WiWi fordert Lehrpersonal, Studiengangverantwortliche und -
gestalter:innen dazu auf, wirtschafts- und wirtschaftssozialwissenschaftliche
Studiengänge sowohl auf Bachelor als auch auf Master-Ebene insbesondere mit
Blick auf Wissenschaftlichkeit zu gestalten und auszufüllen, ohne bestehende
Praxisanteile in den Hintergrund zu rücken. Wissenschaft und Praxis
widersprechen sich hierbei nicht, sondern ergänzen sich gegenseitig. Ein
besonderes Augenmerk sollte hierbei auch auf Studienanfänger:innen gelegt
werden, die aufgrund ihrer Heterogenität und damit verbundener unterschiedlicher
Vorkenntnisse eine Herausforderung darstellen.
Was bedeutet Wissenschaftlichkeit
Im Gegensatz zu einem starken Praxisbezug steht die Wissenschaftlichkeit in
einem Studium bislang häufig nicht im Vordergrund der öffentlichen Diskussion
und wenn doch, dann mit Bezug auf das „wissenschaftlichere“ Studium im Master.
Dabei ist die Wissenschaftlichkeit der Punkt, der ein Studium von einer
beruflichen Ausbildung unterscheidet und es davon abgrenzt. Im Wesentlichen
bedeutet Wissenschaftlichkeit, dass der Studierende in der Lage ist, kritische
Fragen zu stellen. Hierdurch zeichnet sich die wissenschaftliche Arbeit durch
eigene Denkleistung aus, die zu begründeten, nachvollziehbaren und kritisch
reflektierten Ergebnissen führt und dabei auf bestehende Erkenntnisse aufbaut
und darüber hinausgeht. Der Praxisbezug im Studium fokussiert sich dabei eher
auf die Anwendung von Gelerntem.
Im Studium sollte sich hier eine Balance einstellen, die einerseits Grundlagen
vermittelt, diese zur Anwendung bringt und im Folgenden darüber hinausgeht und
die Studierenden dazu anregt, basierend auf ihrem erlernten Wissen eigenständig
und wissenschaftlich an neue Probleme heranzugehen und in unbekannten Problemen
Lösungsprozesse zu erarbeiten und durchzuführen.
Eine große Herausforderung ist das Vorwissen der Studienanfänger:innen. Diese
sind zunehmend heterogen zusammengemischt und kommen aus den unterschiedlichsten
sozialen, kulturellen und beruflichen Hintergründen. Aufgrund dessen
unterscheiden sich auch die Erfahrungen, Vorkenntnisse und Herangehensweisen
sehr stark. Die Hochschulen versuchen hier gegenzulenken und treffen Maßnahmen
mit einem Fokus auf die Studieneingangsphase und die Übergangsphase ins Studium.
Hochschulen und insbesondere die Lehrenden dürfen sich aber nicht nur auf die
Studieneingangsphase beschränken und insbesondere die Heterogenität der
Studierenden nicht als Studierfähigkeit auslegen. Vielmehr muss
Wissenschaftlichkeit ein fester und wichtiger Bestandteil nicht nur in Vorkursen
vor dem Studium und im Master sein, sondern sich als roter Faden durch das
gesamte Studium ziehen, auch auf Bachelor Ebene. Die Gründe hierfür liegen nicht
nur darin, eine einheitliche Wissensbasis für die Studierenden zu schaffen und
diese für einen Master zu befähigen, sondern auch in der Wissenschaftlichkeit
als Alleinstellungsmerkmal des Studiums. Die Vermittlung wissenschaftlicher
Methoden unterscheidet das Studium von der Berufsausbildung und die
fachspezifischen Methoden fördern eine Fachidentifikation der Studierenden.
Ebenfalls ist eine solide Vertrautheit mit wissenschaftlichen Methoden
grundlegend für den wissenschaftlichen Nachwuchs, dessen Ausbildung den
zusätzlichen Aufwand für die Lehrenden leicht rechtfertigt.
Facetten der Vermittlung wissenschaftlicher Kompetenz
Wissenschaftliches Arbeiten
Ein Teil der Beförderung wissenschaftlicher Kompetenz, welcher seit jeher einen
sehr großen Teil des Studiums sowohl auf Bachelor-Ebene als auch Master-Ebene
ausmacht, ist das wissenschaftliche Arbeiten. Hierbei geht es insbesondere um
die Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens, von der Literaturrecherche, -
analyse, dem Verfassen von wissenschaftlichen Texten und dem richtigen Zitieren.
Die BuFaK WiWi vertritt den Standpunkt, dass wissenschaftliches Arbeiten
vorrangig anhand von praxisrelevanten Themen und durch Anwendung erlernt und
eingeprägt werden kann.
Methodenkompetenz
Die Methodenkompetenz ist als Querschnittskompetenz Bestandteil von
Fachkompetenz, Selbstkompetenz und sozialer Kompetenz. Sie umfasst Fähigkeiten,
um Prozesse und Ergebnisse richtig zu interpretieren und präsentieren, adäquate
Problemlösungsstrategien zu entwickeln, auszuwählen und anzuwenden sowie
Kenntnisse und Wissen bei Aufgaben Zielgerichtet einzusetzen. Die
Methodenkompetenz ist ein unersetzlicher Teil eines von Wissenschaftlichkeit
geprägten Studiums und ihre Beförderung und Anwendung muss einen bedeutenden
Anteil im Bachelor- und Masterstudium einnehmen. Hierzu zählt auch die
Vermittlung von kritisch analytischem Denken, das Abstrahieren konkreten Wissens
sowie Integration von vorhandenem und neuen Wissen in komplexen Zusammenhängen
auch auf der Grundlage begrenzter Informationen, die begründete Auswahl und
Anwendung von Forschungsmethoden und die kritische Interpretation und
Erläuterung von Forschungsergebnissen.
Good Practice Beispiele
Grundlagen legen –TU Dresden: Module Wissenschaftlich Praktisches Arbeiten (WPA)
& Methodische Grundlagen
Das Katalogmodul Wissenschaftlich Praktisches Arbeiten (WPA) ist planmäßig im 3.
Semester für alle Bachelorstudierenden, im 4. Semester für alle
Diplomstudierenden der Fakultät Wirtschaftswissenschaften abzulegen. Es besteht
aus einer Seminararbeit und 2 kleineren, aus einem Katalogangebot
auszuwählenden, Teilleistungen. Zu Letzteren zählen, neben thematisch eng
verwandten Angeboten wie LaTeX, Excel oder einer Einführung in das
Wissenschaftliche Arbeiten auch Sprachkurse oder der bei der IG Börse erwerbbare
Börsenführerschein.
Für die Seminararbeiten geben die Studierenden zu Semesterbeginn ihre
Präferenzen für den betreuenden Lehrstuhl an. Nach erfolgter Zuteilung werden in
durch die Lehrstühle organisierten Seminaren Grundlagen in Literaturrecherche,
Zitationstechnik, wissenschaftlicher Form und Ausdrucksweise vermittelt. Im
weiteren Verlauf schreibendie Teilnehmer zu einerseits frei gewählten und
andererseits auch zugeteilten Themen Seminararbeiten. Dieser Prozess wird von
den Seminarbetreuer:innen begleitet und durch persönliches Feedback unterstützt.
Das Diplom- & Masterkatalogmodul “Methodische Grundlagen” setzt sich aus der
Pflichtveranstaltung “Wissenschaftstheoretische Grundlagen” und einem aus einem
Katalogangebot auszuwählendem Wahlpflichtfach. Beispiele für die angebotenen
Katalogmodule sind “Wissenschaftliches Arbeiten mit R” oder “Ökonometrie”.
Besonders positiv hervorzuheben ist die Mischung von theoretischer und
praktischer Auseinandersetzung mit Wissenschaftlichkeit in beiden Modulen. Der
Anspruch der Lehre, die nötigen Kompetenzen für wissenschaftliches Arbeiten
aktiv zu vermitteln und zu prüfen, ist begrüßenswert.
Forschung analysieren – Universität Paderborn: Forschungsmethoden der
Wirtschaftsinformatik
Insbesondere mit Blick auf die begründete Auswahl und Anwendung
wissenschaftlicher Methodik und der kritisch-analytischen Reflektion von
Forschungsergebnissen ist das Modul Forschungsmethoden in der
Wirtschaftsinformatik an der Universität Paderborn hervorzuheben. In diesem
werden wissenschaftliche Publikationen in Gruppenarbeiten zusammengefasst,
analysiert und begutachtet. Jeweils eine Gruppe nimmt dabei die Position der
Beitragsautor:innen ein, während eine weitere die Gegenperspektive einnimmt und
den Beitrag kritisch analysiert und diskutiert. Dabei treten die
„Beitragsautor:innen“ den „Gutachter:innen“ in Präsentationen gegenüber. Dies
soll ermöglichen, mithilfe kritisch-analytischen Denkens, komplexe Sachverhalte
und Forschungsergebnisse schnell zu durchdringen und zu reflektieren.
Abschließend werden die Ergebnisse dieser Arbeiten mit allen
Modulteilnehmer:innen diskutiert und wissenschaftlich in einem kurzen Beitrag
aufbereitet.
Projekt Humboldt Reloaded - Universität Hohenheim: Forschendes Lernen
Studierende sowie Mitarbeiter:innen der Universität können Seminare einreichen,
die sich mit dem Forschungsprozess bzw. spezifischen Forschungsfragen
beschäftigen. Studierende können dann diese Seminare wählen, werden in
Kleingruppen durch den Forschungsprozess begleitet und erhalten begleitend
Ausbildung in wissenschaftlichen Methoden. Ergebnis dieser Gruppen sind
projektbezogene Paper, die auf einem jährlichen Kongress vorgestellt werden.
Dieses Projekt wurde mit dem deutschen Exzellenzpreis für Lehre ausgezeichnet.
Forschungsorientiertes Lehren und Lernen (FoLL) - Georg-August-Universität
Göttingen
Das FoLL-Projekt ermöglicht es Studierenden im Bachelor und unter Betreuung
eines Lehrenden eigenständig zu forschen. Sie erfahren einen zusammenhängenden
Prozess von der Projektplanung und Antragsstellung bis zur öffentlichen
Präsentation. Parallel zum Forschungsprozess bietet die Hochschuldidaktik
Workshops und Beratung für Lehrende und Studierende an. Das Projekt wird aus
Mitteln des BMBF gefördert, sodass den studentischen Forschungsteams auch ein
Forschungsbudget (i.H.v. max. 5.000€) zur Verfügung gestellt wird. Gleichzeitig
kann es als individuelles Modul jedem Studierenden angerechnet werden, um
sicherzustellen, dass im Studienverlauf kein Nachteil entsteht. Besonders
hervorzuheben ist die große Interdisziplinarität des Projekts. Die Studierenden
kommen in vielen Fällen aus verschiedenen Fakultäten zusammen und ergänzen sich
so in ihrer Methodik und Herangehensweise.
Begründung
Turnusmäßige Bestätigung
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