Veranstaltung: | BuFaK WiWi |
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Tagesordnungspunkt: | 5. Neue Positionspapiere |
Antragsteller*in: | Till Schmitz (TU Dortmund), Marvin Amann (LMU), Tim Donner (TU Dresden), Tobin Bosch (Uni Mannheim) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 17.11.2024, 10:45 |
A18: Forderung einer nachhaltigen und generationengerechten Rentenreform
Antragstext
Mit 27,2% des Bundeshaushalts, entsprechend 132,9 Milliarden Euro, entfallen die
höchsten öffentlichen Ausgaben Deutschlands auf die Rentenversicherung und die
Grundsicherung im Alter. Ein erheblicher Teil dieser Mittel fließt als direkte
Bundeszuschüsse in die allgemeine Rentenversicherung, zusätzlich zu den
regulären Beiträgen in Höhe von 289,0 Milliarden Euro. Dies verdeutlicht die
strukturelle Unterfinanzierung des Rentensystems.
Der demografische Wandel verschärft diese Problematik: Eine stetig schrumpfende
Zahl von Erwerbstätigen muss eine wachsende Zahl von Rentenbeziehenden
finanzieren. Diese Entwicklung gefährdet die langfristige Stabilität und
Finanzierbarkeit des gegenwärtigen Rentensystems und erfordert dringend
umfassende Reformen.
Die Reformansätze der vergangenen Jahre, darunter das Rentenpaket II,
priorisieren oft kurzfristige Entlastungen für ältere Generationen, während die
jüngere Generation mit langfristig steigenden Beitrags- und Steuerlasten
konfrontiert wird (vgl. Ragnitz, 2024). Sowohl das inflationsbereinigte
Einkommen als auch das durchschnittliche Nettovermögen von Rentenbeziehenden
steigen seit 2007 kontinuierlich an. Diese intergenerationelle Umverteilung
gefährdet die Gerechtigkeit zwischen den Generationen und verstärkt die
Unsicherheit junger Erwerbstätiger in Bezug auf ihre individuelle
Altersvorsorge. Der Vertrauensverlust in die Tragfähigkeit des Systems wird
zusätzlich durch die hohe Abgabenlast verstärkt: Deutschland weist laut OECD den
zweithöchsten Anteil von Steuer- und Sozialabgaben an den Arbeitskosten der OECD
Mitgliedsländer auf. Das ifo-Institut (vgl. Rausch & Börsch-Supan, 2024) merkt
an, dass sich “durch die Haltelinie des Rentenpakets II [...] die Beitragslast
in etwa verdoppeln [würde]”. Eine solche Belastung stellt nicht nur ein
finanzielles Risiko dar, sondern mindert auch die Attraktivität des
Wirtschaftsstandorts, was potenziell zu einer Abwanderung qualifizierter
Fachkräfte und Unternehmen führt.
Vor diesem Hintergrund fordert die BuFaK WiWi, die unausweichlichen Belastungen
des Renteneintritts der geburtenstarken Jahrgänge gerecht auf Rentenbeziehende
sowie Steuer- und Beitragszahlende zu verteilen. Eine Reform, die einseitig die
junge Generation belastet, verkennt die Notwendigkeit, die Lasten gleichmäßig zu
verteilen und gleichzeitig Anreize für wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und
Standortattraktivität zu schaffen.
Die demografischen und fiskalischen Herausforderungen des Rentensystems
erfordern eine grundlegende Neuausrichtung, die sowohl langfristige finanzielle
Stabilität gewährleistet als auch soziale Gerechtigkeit zwischen den
Generationen sicherstellt. Die BuFaK WiWi fordert, dass eine nachhaltige
Rentenpolitik die bestehenden Strukturen reformieren muss, ohne die ökonomischen
Perspektiven und die gesellschaftliche Teilhabe zukünftiger Generationen zu
gefährden. Dies ist damit nicht nur eine wirtschaftspolitische Notwendigkeit,
sondern auch ein zentraler Beitrag zur Wahrung des sozialen Zusammenhalts und
der Innovationskraft Deutschlands.
Quellen:
Bundeshaushalt. Zugriff am 17. November 2024,
vonhttps://www.bundeshaushalt.de/DE/Bundeshaushalt-digital/bundeshaushalt-
digital.html
Bund-Länder Demografieportal. Zugriff am 17. November von
https://www.demografie-portal.de/DE/Fakten/einkommen-aeltere-
haushalte.html
Institut der deutschen Wirtschaft (2024) Zugriff am 17. November 2024, von
https://www.iwd.de/artikel/hoehere-nettovermoegen-in-deutschen-haushalten-
618652/
OECD. (2024). Taxing Wages 2024. Tax and Gender through the Lens of the
Second Earner. Zugriff am 17. November 2024, von
https://www.oecd.org/content/dam/oecd/en/topics/policy-issues/tax-
policy/taxing-wages-brochure.pdf
Ragnitz, J. (2024). Wirkungen des Rentenpakets II: Ältere profitieren,
Jüngere verlieren. ifo Dresden berichtet, 31(4), 22-25.
Rausch, J., & Börsch-Supan, A. (2024). Mehrausgaben des Rentensystems
aufgrund des Rentenpakets II. ifo Schnelldienst, 77(05), 63-72.
Statistisches Bundesamt, Wiesbaden (2007) Zugriff am 17. November 2024,
von https://www.destatis.de/DE/Methoden/WISTA-Wirtschaft-und-
Statistik/2007/10/geld-immobilien-rentner-102007.pdf
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