Veranstaltung: | BuFaK WiWi |
---|---|
Tagesordnungspunkt: | 5. Neue Positionspapiere |
Antragsteller*in: | Jan Enders (BuFaK Rat) |
Status: | Angenommen |
Antragshistorie: | Version 3 |
A13: Sicherstellung und Förderung von studentischem Wohnraum
Antragstext
Die Wohnraumsituation für Studierende in Deutschland ist derzeit äußerst
angespannt. Viele Studierende finden keinen bezahlbaren und angemessenen
Wohnraum, was zu finanziellen Belastungen und psychischem Stress führt.
Angesichts steigender Studierendenzahlen und des Mangels an geeignetem Wohnraum
ist es dringend erforderlich, Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass
Studierende während ihrer gesamten Studienzeit Zugang zu bezahlbarem Wohnraum
haben.
Im Wintersemester 2023/24 waren über 2,8 Millionen Studierende an deutschen
Hochschulen eingeschrieben [1]. Etwa 1,4 Millionen von ihnen benötigen eine
Wohnung oder einen Wohnplatz [2], doch es stehen nur rund 237.215 Wohnplätze in
Wohnheimen der Studierendenwerke zur Verfügung [3]. Dieses deutliche
Missverhältnis führt zu einem akuten Mangel an bezahlbarem Wohnraum,
insbesondere in Universitätsstädten. Die hohe Nachfrage bei begrenztem Angebot
lässt die Mieten steigen und überfordert viele Studierende finanziell.
Wir, die BuFaK WiWi, sehen in der aktuellen Wohnraumsituation eine erhebliche
Beeinträchtigung des studentischen Lebens. Die mangelnde Verfügbarkeit von
bezahlbarem Wohnraum verursacht finanzielle Engpässe und erhöht den psychischen
Druck auf Studierende. Die Unsicherheit hinsichtlich der Wohnsituation
beeinträchtigt die Konzentration auf das Studium und gefährdet den
Studienerfolg.
Zudem entsprechen viele der verfügbaren Wohnräume nicht den aktuellen Standards.
Hygienische und bauliche Mängel sind keine Seltenheit. Die maximale Wohnzeit in
studentischen Wohnheimen ist oft an die Regelstudienzeit gekoppelt, was
Studierende unter zusätzlichen Druck setzt, ihr Studium in dieser Zeit
abzuschließen, obwohl die durchschnittliche Studienzeit häufig länger ist.
Wir fordern:
1. Ausbau und Modernisierung von studentischem Wohnraum
• Neubau und Ausbau von Wohnheimen: Wir fordern Bund und Länder auf, den Neubau
und Ausbau von bezahlbaren Wohnheimen für Studierende finanziell zu
unterstützen.
• Sanierung bestehender Wohnheime: Bestehende Wohnheime sollen saniert und
modernisiert werden, um aktuellen Standards zu entsprechen und bauliche sowie
hygienische Mängel zu beseitigen.
• Keine Umlage der Modernisierungskosten auf Studierende: Die Kosten für
Modernisierungen dürfen nicht durch Mietsteigerungen oder Erhöhungen des
Studierendenwerksbeitrags auf die Studierenden umgelegt werden.
2. Finanzielle Unterstützung durch Bund und Länder
• Angemessene Finanzierung der Studierendenwerke: Eine langfristige und
angemessene finanzielle Beteiligung von Bund und Ländern an der Finanzierung der
Studierendenwerke ist notwendig. Das Deutsche Studierendenwerk schätzt den
Bedarf für Neubau und Sanierung der Wohnheime auf etwa 2,75 Milliarden Euro [4].
3. Anpassung der Mietvertragslaufzeiten
• Erhöhung der Maximalwohnzeit: Die maximale Wohnzeit in studentischen
Wohnheimen sollte der tatsächlichen Studiendauer angepasst werden. Wir schlagen
vor, die Maximalwohnzeit um ein Drittel der Regelstudienzeit des jeweiligen
Studiengangs zu erhöhen.
4. Überwachung und Anpassung des Projekts “Junges Wohnen”
• Kontinuierliche Überwachung: Wir begrüßen das Projekt “Junges Wohnen” der
Bundesregierung, das 500 Millionen Euro für den Aus-, Neu- oder Umbau von
Wohnheimplätzen bereitstellt [5]. Wir fordern eine kontinuierliche Überwachung
und gegebenenfalls Nachjustierung des Programms, um sicherzustellen, dass die
Mieten für Studierende erschwinglich bleiben und keine zusätzlichen Belastungen
entstehen.
• Mieten studierendengerecht festlegen: Die Mieten in neu gebauten oder
sanierten Wohnheimen sollten so festgelegt werden, dass sie für Studierende
bezahlbar sind.[7]
5. Eindämmung der negativen Auswirkungen der Sharing Economy
• Zweckentfremdungsverbot konsequent umsetzen: Wir fordern die Kommunen auf,
Maßnahmen gegen die Zweckentfremdung von Wohnraum durch Kurzzeitvermietungen
(z. B. Airbnb) zu ergreifen, um den Wohnraummangel und Mietpreissteigerungen
einzudämmen.
6. Nachverdichtung im Innenbereich
• Nutzung innerstädtischer Freiflächen: Kommunen sollten innerstädtische
Freiflächen identifizieren und für den Bau von bezahlbarem Wohnraum nutzen.
Maßnahmen wie das Schließen von Baulücken, Aufstockungen oder
Hinterlandbebauungen können zusätzlichen Wohnraum schaffen.
• Effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur: Durch die Nutzung bestehender
Infrastruktur können Kosten gespart und Mieten für Studierende erschwinglich
gehalten werden.
7. Umnutzung bestehender Gebäude
• Kernsanierung statt Abriss: Stillgelegte Gebäude wie Kasernen oder
Krankenhäuser sollten durch Kernsanierung in Wohnraum umgewandelt werden,
anstatt sie abzureißen. Dies spart Kosten und schafft bezahlbaren Wohnraum.
Wir appellieren an die politischen Verantwortlichen, die Wohnraumsituation für
Studierende zeitnah und nachhaltig zu verbessern. Die Sicherstellung von
bezahlbarem und angemessenem Wohnraum ist entscheidend für den Studienerfolg und
das Wohlbefinden der Studierenden. Die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen
wird dazu beitragen, finanzielle und psychische Belastungen zu reduzieren und
einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.
Quellen
[2] 22. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks, durchgeführt vom Deutschen
Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW). Link:
https://www.dzhw.eu/pdf/ab_20/Soz22_Hauptbericht.pdf
[3] Deutsches Studierendenwerk: Wohnraumstatistik 2023. Link:
https://www.studierendenwerke.de/fileadmin/user_upload/231218_DSW_Wohnen23_web.p-
df
[4] Deutsches Studierendenwerk: Wohnen im Studium. Link:
https://www.studierendenwerke.de/themen/wohnen/wohnen-im-studium
[5] Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen: Projekt “Junges
Wohnen”. Link:
https://www.bmwsb.bund.de/SharedDocs/kurzmeldungen/Webs/BMWSB/DE/2023/04/junges-
wohnen.html
[6] Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr:
Wohnraumförderung. Link: https://www.gesetze-
bayern.de/Content/Document/BayVV_2330_B_13972-25#BayVV_2330_B_13972-29
[7] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1419514/umfrage/studentische-
mietpreise-in-deutschen-
staedten/https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1419514/umfrage/studenti-
sche-mietpreise-in-deutschen-staedten/
Begründung
Überarbeitung und Zusammenfassung der Positionspapiere "Notwendigkeit der Förderung und des Ausbaus von studentischem Wohnraum" und "Sicherstellung von bezahlbarem und zeitgemässem Wohnraum für Studierende" zur besseren Vertretbarkeit insbesondere der Politik gegenüber
Kommentare